Worum geht es?
Das 2016 aufgelegte Bundesprogramm "Sprach-Kitas: Weil Sprache der Schlüssel zur Welt ist" wurde zweimal verlängert, soll nun aber Ende 2022 auslaufen - entgegen der Aussagen im Koalitionsvertrag, in dem sich die Ampelkoalition für eine Weiterentwicklung und Verstetigung des Programms ausgesprochen hatte. Der Bund weitete das Programm in 2021 und 2022 über das Aktionsprogramm "Aufholen nach Corona für Kinder und Jugendliche" sogar erheblich aus. Es standen insgesamt somit über 330 Millionen Euro dafür zur Verfügung.
Von einer Streichung zum 1.1.2023 sind mehr als 7000 halbe Fachkraftstellen bundesweit betroffen. Diese sind ausdrücklich von der Betreuung von Kindern freigestellt und ausschließlich dafür zuständig, die Team-Entwicklung voranzutreiben. Zusätzlich fördert das Bundesprogramm Fachberatungsstellen, deren Aufgabe es ist, mit Verbünden von Sprach-Kita-Einrichtungen die Qualität zu verbessern und kontinuierlich fachliche Unterstützung bereitzustellen.
Aus dem Bundesfamilienministerium ist dazu zu hören: "Die Zuständigkeit im Bereich der Kindertagesbetreuung liegt bei den Ländern und kann nicht dauerhaft durch Förderprogramme des Bundes finanziert werden." Die geschaffenen Strukturen und Ansätze in der sprachlichen Bildung würden nun "in die Verantwortung der Länder übergeben". Die Bundesregierung will die Sprachförderung künftig verstärkt über das sich in Überarbeitung befindliche "Gute-Kita-Gesetz" fördern.
Plan A und auch Plan B entwickeln
Plan A ist die Fortführung des Bundesprogramms. Dafür macht sich Erik von Malottki, MdB, zuständiger SPD-Berichterstatter im Ausschuss Familie, Senioren, Frauen und Jugend stark. Als Beisitzer im DL21-Bundesvorstand wird er die DL-Kampagne zum Erhalt des Bundesprogramms koordinieren.
Ich bitte die ASF-Landesverbände aber auch, sich vor Ort für die Entwicklung eines Plan B stark zu machen, damit die erreichten bundesweiten Qualitätsstandards im Bereich der Inklusion, der alltagsintegrierten sprachlichen Bildung, der Zusammenarbeit mit den Eltern und der digitalen Medienbildung auf jeden Fall erhalten bleiben. Dafür müssten die jeweiligen Landtage bei Wegfall des Bundesprogramms bereits ab dem 1.1.2023 zusätzliches Geld bereitstellen, damit die über das Bundesprogramm finanzierten Fachstellen auf jeden Fall fortgeführt werden können.
Meine Einschätzung
Als ASF sollten wir uns auf Bundes- und Länderebene für die Chancengleichheit durch Bildung stark machen. Die Einsparvorgabe für das Bundesfamilienministerium kommt aus dem FDP geführten Bundesfinanzministerium - ein Schelm wer Böses denkt. Dazu passen Aussagen von Matthias Seestern-Pauly, familienpolitischer Sprecher der FDP-Fraktion: "In der Vergangenheit haben viele Länder das Geld fast ausschließlich genutzt, um die Kita-Gebühren abzuschaffen. Davon wollen wir wegkommen und verbindlich deutlich mehr in die Betreuungsqualität investieren." Dass diese möglichen Investitionen in die Betreuungsqualität sehr viel niedriger ausfallen werden, sagt er nicht.